themen - Klassische Literatur

Jede Kulturkreis hat seine eigenen Geschichten bzw. Mythen. Textliche Grundlagen, die jeder kennt und versteht, die wir seit dem Kindergarten kennengelernt haben, egal ob wir katholisch, evangelisch, atheistisch oder irgend etwas anderes sind. Diese Texte beeinflussen unseren Umgang miteinander, unserem Umgang mit Situationen, die uns im Leben widerfahren oft im Unterbewusstsein, d.h. sie schwingen irgendwo mit, ohne dass wir groß das Gefühl haben, uns davon tief beeinflussen zu lassen. (Beispiele wären das Gleichnis vom verlorenen Sohn, Gottes Bund mit Noah nach der Sintflut - der Regenbogen ist ja immer noch Zeichen der Versöhnung vgl. Pride-Flagge, etc.)

 

Welche Geschichten sind es nun aber, die in China jeder kennt, die sozusagen das Denken der Chinesen bestimmen? Mehr dazu im Folgenden Abschnitt.

Der Meister selbst - Konfuzius

Auf Konfuzius möchte ich gar nicht groß eingehen - es gibt genug Literatur zu ihm. Ich belasse es bei einigen Zitaten:

 

die natur des menschen nach menzius

Der Philosoph Menzius (孟子, sprich Mèngzǐ) lebte gegen Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts bzw. am Anfang des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, kurz etwa 300 v. Chr. Er war - wie die meisten Philosophen der damaligen Zeit - von Beruf her politischer Berater, wie auch Konfuzius circa hundert Jahre vor ihm. Das heißt, er wechselte häufig den Arbeitgeber (=Fürst) und war zum Teil nur ein paar Jahre bei einem Fürsten im Dienst, bevor er sich eine neue Stelle suchte. Mit Sicherheit konnte er dabei Lebenserfahrung sammeln, die sich auch in seinem philosophischem Werk niederschlägt. Zudem gab Meng zi seine Lebenserfahrung und Philosophie an seine Schüler weiter - eine weitere Gemeinsamkeit mit Konfuzius.

Inhaltlich ist die Philosophie von Mengzi nahe mit der des Konfuzius verwandt. Er erweitert seine Philosophie um die vier Keime, die Feststellung, dass der Mensch von Natur aus gut sein, aber auch um eine Anekdote, in der er das utilitaristische Denken des Fürsten Hui von Liang kritisiert.

Doch zuerst ein Wort zur KINDHEIT DES MENZIUS:

Von Mengzi wird erzählt, dass seine Mutter dreimal umzog - zu einem Friedhof zu einem Markplatz und dann zu einer Schule, weil sie das jeweilige Umfeld für das Aufwachsen ihres Sohns als nicht förderlich erachtete. Das chinesische Wort dafür 孟母三迁 ist heute ein geflügeltes Wort geworden und beschreibt Eltern, die alles für das Wohlergehen und eine gute Ausbildung ihrer Kinder tun. (Allerdings wurde diese Geschichte nicht von Mengzi selbst aufgeschrieben, sondern erst mehr als 250 Jahre nach seinem Tod. Der Astronom, Historiker und Schriftsteller Liu Xiang hielt diese Anekdote 18 n.Chr. in einem Werk über tugendhafte Frauen (列女传) fest.)

DIE VIER KEIME:

Wie Wasser - und von Natur aus gut:

Mit Verlaub, Herr Fürst!

 

 

Zhuangzi: Das Glück der Fische, Der Zikadenfänger, Leben des Zhuangzi (Ablehnung des Jobs am Hof)

 

Fokolre: Die Frau zerweint die große Mauer

 

Schlusswort: Die oben beschriebenen Anekdoten stammen aus der Zeit zwischen 1000v und 500n Chr., das umfasst in China die Zhou, die x, y, und z Dynastie/Periode. Natürlich gibt es darüber hinaus noch ältere oder jüngere Geschichten, die das chinesische Denken beeinflusst haben. Mehr dazu unter den Menüpunkten Folklore der Han-Nationalität, die vier Klassiker und ganz altes Zeug (Shijing, dieses Orakel usw.)

1) Mythen (远古神话)

盘古开天地 (pán gǔ, eine mythische Figur, erschafft die Welt)

女娲补天 (nǚ wā, eine Frau aus der Mythologie, bessert den Himmel aus)

后羿射日 (hòu yì, eine mythologische Figur aus der 五帝-Zeit, 2697-2037v.Chr. schießt auf die Sonnen)

夸父追日 (kuā fù, eine männliche Figur aus der Mythologie, verfolgt die Sonne)

精卫填海 (jīng wèi, das ist ein mythischer Vogel, füllt das Meer auf)

2) Das "Buch der Lieder" (诗经)

Das "Buch der Lieder" hieß ursprünglich 诗 (shī), bzw. 诗三百.

Es entstand von der westlichen Zhou (西周) bis zur Mitte der Frühlings- und Herbstperiode (春秋时代的中叶), also ganz grob 1000 bis 500 v.Chr., d.h. über einen Zeitraum von etwa 500 Jahren, und umfasst 305 Gedichte.

Es ist überliefert, dass es Beamte waren, die in der Zhou-Zeit Gedichte/Lieder aus dem Volk sammelten. Schlussendlich wurden diese Gedichte von zuständigen Beamten editiert und herausgegeben.

Aus den Gedichten lassen sich Rückschlüsse auf die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse ziehen. Viele der Gedichte handeln von Leben und Liebe, manche aber auch vom Arbeitsleben der unteren Klasse. Einige Gedichte beschreiben auch das Unglück, das durch Kriege hervorgerufen wurde.

Die Verse der Gedichte bestehen jeweils aus vier Schriftzeichen.

3) Die Elegien von Chǔ (楚辞)

Die Elegien von Chu entstanden im 4.Jahrhundert vor Christus im Land Chǔ (楚), das in Chinas Süden lag. Ihr Autor ist der Dichter Qū yuán (屈原, 240-378 v.Chr.), er war einer der "großen das eigene Land liebenden Dichter, die in der Geschichte Chinas am meisten Beachtung finden" (中国历史上最受尊敬的爱国诗人之一). Er war sehr besorgt, weil er sah, dass sein Land - beispielsweise durch Korruption - immer schwächer wurde, und schrieb eine große Anzahl an Gedichten, in welchen er seinen besorgten und wütenden Gefühlen nachging. Aufgrund politischer Verstrickungen musste er das Land Chǔ verlassen. Schlussendlich wurde das Land 楚 von 秦 eingenommen. Zum Schluss ist der Dichter Qū yuán in einen Fluss gesprungen und gestorben.

Das gesamte Werk des Dichters Qū yuán (屈原) ist unter dem Namen Chǔ cí (楚辞) bekannt. Es besteht aus einigen einzelnen Werken, die bekanntesten davon sind lí sāo (离骚), jiǔ gē (九歌), tiān wèn (天问), yuǎn yóu (远游), yú fù (渔父), zhāo hún (招魂) und jiǔ sī (九思).

Außerdem ist noch erwähnenswert, dass das Drachenbootfest (端午节) auf den Tod des Dichters Qū yuán zurückgeht.

Erstelle deine eigene Website mit Webador